Beim Kaschieren werden Gegenstände mit mehreren Schichten aus dünnem Papier beklebt – im Ergebnis haben wir dann einen stabilen pappe-ähnlichen Überzug. Der Original-Gegenstand bleibt dabei entweder Bestandteil des Gesamtobjekts (wie die unten abgebildeten Eier) oder der Original-Gegenstand wird später wieder entfernt, also nur abgeformt und damit mehrfach nutzbar. Eine dritte Möglichkeit ist die Decoupage: Hier wird ein Gegenstand nur mit einer Schicht überzogen – die Papierschicht dient dann nicht der Verstärkung oder Abformung, sondern allein der Deko.



Ich verwende zum Kaschieren ausschließlich gebrauchte Materialien. Geeignet sind alle Papiere, die in feuchtem Zustand einerseits nicht zu schnell reißen, andererseits aber flexibel genug sind, um sich an die Form anzuschmiegen. Das sind zum Beispiel:
- Seidenpapier aus Verpackungen (in weiß, grau oder braun)
- farbiges Blumen-Einwickelpapier
- Zeitungspapier
- Werbeprospekte
- Illustrierte (kein Hochglanz-Papier!)
- Recyclingpapier (Schreibpapier oder auch als Füllmaterial verwendete, meiste graue Papiere)
- einfaches Geschenkpapier
- nicht zu starkes Packpapier
- Obst- oder Brötchentüten (auf Fettflecken achten – diese Stellen nicht verwenden!)
- Papierservietten (Decoupage, verwendet wird nur die oberste farbige Lage)
- gepresste und getrocknete Blütenblätter (Decoupage)
Grundsätzlich gilt: Je feiner bzw. kleiner die Form, die du kaschieren möchtest, desto dünner sollte das Papier sein.
Nicht geeignet sind zu feste Papiere wie dickes Kraftpapier, beschichtete Papiere wie z.B. einige Geschenkpapiere, Hochglanz-Papiere, oder auch stark färbendes Papier wie Krepp- oder Seidenpapier für den Hobbybedarf. Küchenpapier, Papiertaschentücher oder ähnliches sind für diese Technik ebenfalls nicht verwendbar.
Zum Kaschieren wird das Papier in Stücke gerissen – nicht geschnitten! Gerissene Papierstückchen verbinden sich durch die ausgefransten Ränder optimal – geschnittene Papierkanten tun dies nicht und sehen außerdem unschön aus. Ich entferne deshalb auch immer zuerst alle Schnittkanten (abreißen!), bevor ich das Papier dann in Schnipsel teile.
Wichtig zu wissen: Alle industriell hergestellten Papiere haben eine Laufrichtung, d.h. die Papierfasern richten sich (bedingt durch den Produktionsprozess) längs zur Laufbahn des Papiers aus. Das Papier lässt sich in Laufrichtung viel besser reißen als in Querrichtung. Deshalb erst testen und das Papier einmal in Längs- und einmal in Querrichtung reißen. Die Laufrichtung zeigt sich dann an der Kante, an der ein relativ sauberer gerader Riss entstanden ist.
Um dir die Arbeit zu erleichtern, reißt du das Papier also zuerst in Laufrichtung in Streifen. Diese Streifen werden dann in Schnipsel gerissen – dabei kannst du ruhig mehrere Streifen auf einmal zerpflücken. Die Größe der Schnipsel sollte sich an der Größe des Objekts orientieren: Je kleiner die Form, die du kaschieren möchtest, desto kleiner sollten auch die Schnipsel sein – insbesondere dann, wenn Rundungen und Ecken vorhanden sind. Ideal ist eine Mischung aus verschieden großen Teilen – die kleineren benutzt du an den Rundungen und Ecken, die größeren auf den ebenen Flächen.
Kaschieren zur Verstärkung oder zum Abformen
Zum Verstärken und Abformen solltest du dein Papier immer in zwei verschiedenen Farbtönen bereithalten – nur so kannst du sehen, ob eine Runde vollständig beklebt ist. Dadurch vermeidest du ungleichmäßig dicke Stellen. Du kannst dafür auch die Papiersorten mischen – z.B. immer abwechselnd eine Lage dünnes Packpapier und eine Lage Zeitungspapier.
Zum Aufkleben der Schnipsel benötigst du nun einen geeigneten Kleber. Für das Kaschieren zum Verstärken und Abformen verwende ich einfachen Tapetenkleister (ohne Fungizide und Kunstharz-Zusätze). Den Kleister rührst du nach Packungsangabe an und lässt ihn mindestens 15 Minuten quellen, bevor du damit arbeitest. Die Menge richtet sich nach der Größe des Gegenstands, den du kaschieren möchtest – meist ist ein halber Liter Wasser für den Ansatz mehr als ausreichend. Der fertige Kleister hält sich – in einem verschlossenen Gefäß und kühl gelagert – einige Tage. Sobald er merklich dünnflüssiger geworden ist, verliert er zunehmend seine Klebkraft.
Zum Auftragen der Schnipsel empfehle ich, die Finger zu benutzen: Du nimmst etwas Kleister mit der Zeigefingerspitze auf, streichst ihn auf die zu kaschierende Fläche, setzt einen Papierschnipsel darauf und bestreichst auch diesen gründlich mit Kleister. Den nächsten Schnipsel setzt du auf die gleiche Weise direkt daneben an, so dass sich die Ränder immer ein wenig überlappen. Ist die erste Runde beendet, beginnt sofort die nächste – jedoch in einem anderen Farbton (siehe oben). Es ist jedoch kein Problem, wenn du die Arbeit unterbrechen musst. Vervollständige möglichst eine komplette Runde und lege das Ganze an einen trockenen Ort. Du kannst jederzeit weitermachen (am besten natürlich, solange der Kleister noch verwendbar ist).
Zur Verstärkung eines Gegenstands reichen meist 5-6 Schichten aus. Zum Abformen dürfen es ruhig mehr sein – insbesondere dann, wenn die Form auseinander geschnitten und wieder zusammengesetzt werden soll (dazu später mehr).
Nun lässt du alles vollständig durchtrocknen (zur Probe: die Gegenstände klingen dann hohl, wenn du darauf klopfst). Nun kannst du sie nach Belieben weiter verzieren, zum Beispiel durch das Kaschieren mit einer Schicht aus farbigem oder gemustertem Papier.
Decoupage – Kaschieren zum Verzieren
Wenn du einen Gegenstand mit einer Schicht Papier überziehen möchtest, um das Ganze mit Farbe und/oder einem Muster zu verschönern, dann bereitest du dein Papier zunächst genauso vor wie oben beschrieben.
Als Kleber verwende ich nun aber keinen Tapetenkleister sondern einen Klebstoff, der dem Objekt zugleich eine transparente, wischfeste und leicht mattglänzende Schutzschicht verleiht. Das können z.B. ein Decoupage-Lack oder ein Leim auf Acetatbasis sein (Hinweise zu den von mir verwendeten Klebern findest du hier >>). Diesen Kleber trage ich mit einem Pinsel auf. Am besten geeignet ist ein so genannter Schulmalpinsel – ein Pinsel mit relativ kurzen, festen Borsten also.
Du streichst die Fläche, die du bekleben möchtest, mit dem Kleber ein, legst einen Papier-Schnipsel darauf, nimmst mit dem Pinsel ein wenig Leim auf und legst den Schnipsel damit dicht und faltenfrei an (so dass auch der Schnipsel vollständig mit einer dünnen Schicht Leim bedeckt ist). Nun fährst du fort wie oben beschrieben – bis die von dir gewünschte Fläche bedeckt ist.
Die Auswahl der Motive und Muster im sogenannten Altpapier ist so gut wie unendlich. Ich sammele und sortiere die schönsten Motive nach Farben sortiert – so kann ich gezielt das Passende heraussuchen.
Am schönsten sehen meiner Erfahrung nach die Objekte dann aus, wenn du die Reihenfolge der Schnipsel weitgehend dem Zufall überlässt. Ich orientiere mich nur ein wenig an der Form – wenn also eine relativ spitze Lücke zu schließen ist, dann such ich mir auch ein spitzes Papierstückchen dafür heraus. Alle darüber hinausgehenden Versuche, absichtlich ein wie zufällig aussehendes Muster zu erzeugen, reichen meist nicht an den echten Zufall heran. Zufall ist eben immer zufällig. 😉
Auch mit getrockneten Blütenblättern kann man übrigens wundervolle Objekte gestalten.
Spannend! Vielen Dank!
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